Modellprojekt

 

FOKUS

 

KERNZIEL

 

TEILBAUSTEINE

Zentraler Ausgangspunkt des Modellprojekts ‘VOLLKONTAKT: Demokratie und Kampfsport‘ ist die Sachlage, dass extrem rechte Organisationen vom stetig anwachsenden Kampfsport- und Selbstverteidigungsmarkt in Deutschland profitieren wollen und dort Potential für ihre Szene erkennen. Für sie ist zum einen die im Kampfsport vermittelte Gewaltkompetenz für den politisch motivierten ‘Straßenkampf‘ interessant. Zum anderen lässt sich im Rahmen einschlägiger Kampfsport-Veranstaltungen Nachwuchs für ihre Szene rekrutieren und die Vernetzung vorantreiben. Nicht zuletzt werden über die Vermarktung eigener Kampfsport-Bekleidungsmarken und Events die eigenen Aktivitäten und Strukturen finanziert.

Für die Mitglieder dieser Gruppierungen sind insbesondere Formen des Extrem-Kampfsports sowie Nahkampfsysteme zur Selbstverteidigung (mit Waffeneinsatz) von hohem Interesse. Die dort erlernbaren Kampftechniken sind in Hinsicht ihrer Anwendung dicht am ‘echten Kampf‘ angesiedelt und können deshalb im politisch motivierten ‘Straßenkampf‘ Verwendung finden.

Vor diesem Hintergrund strebt das Modellprojekt VOLLKONTAKT sowohl die Entwicklung dringend erforderlicher Präventionsmaßnahmen als auch die Verankerung politischer Leitplanken zum Thema Demokratie im Kampfsportsektor an. Dabei geht es im präventiven Sinne darum, gegenüber menschenfeindlichen Einstellungen und extrem rechten Strategien im Kampfsport zu sensibilisieren – nicht darum, extrem rechte Personen mittels Kampfsportmaßnahmen zu "bekehren". Erfahrungen anderer europäischer Länder mit dieser Herausforderung sowie dem Umgang mit dem Phänomen der Extrem-Kampfsportarten (wie bspw. MMA) und der hiermit im Zusammenhang stehenden Gewaltdynamiken sollen für die Strategieentwicklung in Deutschland nutzbar gemacht werden.

Ein Fokus des Modellprojekts richtet sich auf ‘Extrem-Kampfsportarten‘, wie beispielsweise das (Thai) Kickboxen oder Mixed Martial Arts (MMA). Insbesondere MMA erfährt ein zunehmend großes öffentliches Interesse und die Zahlen der Zuschauer*innen bei MMA-Events und die Zahlen des deutschen Pay-Per-View steigen seit Jahren stark an. Obwohl derzeit aufgrund ethischer Fragen rund um das Thema Gewalt noch umstritten ist, inwiefern MMA als Sport einzuordnen sei, steht die German MMA Federation (GEMMAF) im Austausch mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) über eine Aufnahme als Mitglied, die dem MMA-Fachverband damit eine reguläre Sportförderungen eröffnen würde. Internationale MMA-Verbände sind an diesem Austausch ebenfalls beteiligt. Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass in absehbarer Zeit eine öffentliche Debatte zum MMA ansteht, in der es sowohl um sport- als auch um gesellschaftspolitische Themen gehen wird.

Das Kernziel des Modellprojekts ist es, Präventionsansätze und -standards bezüglich Gewalt und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit bzw. den Einflüssen der extremen Rechten im Kampfsport generell sowie insbesondere im MMA zu stärken. Die diesbezüglichen Ergebnisse des Modellprojekts sollen sich in der Zukunft in der Praxis des Kampfsports auswirken und werden der breiteren Öffentlichkeit durch öffentliche Präsentations- und Diskussionsveranstaltungen bekanntgeben.

Die Teilbausteine des Modellprojekt:

  • Wir untersuchen den Stand der Präventionsaktivitäten im Bereich Gewalt und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit im MMA und anderen extremen Kampfsportarten sowie Selbstverteidigungssystemen. Dabei beziehen wir relevante Verbände, Event-Veranstalter*innen und Gyms und Akteur*innen aus der Praxis, sowie den Jugendschutz/ die Jugendsozialarbeit, kommunale Ordnungsbehörden sowie Sportpolitik mit ein.

  • Die Ergebnisse einer Explorationsstudie zum Themenfeld im Jahr 2019 haben gezeigt, dass bei den relevanten Akteurinnen und Zielgruppen des Modellprojekts großer Bedarf an Informationen und zur Entwicklung von Präventionsmaßnahmen besteht. So ist sowohl für MMA-Verbände und Veranstalterinnen als auch für den Jugendschutz und Ordnungsbehörden in den Kommunen insbesondere der adhoc-Abruf gezielter Informationen zu extrem rechten Aktivitäten und Akteur*innen im Kampfsport äußerst hilfreich. Teil- bzw. Zwischenergebnisse des Modellprojekts werden deshalb den interessierten Akteur*innen und Zielgruppen sowie der breiteren (Fach-)Öffentlichkeit über mehrere Informationskanäle (Email-Verteiler, Projekt-Homepage, Fachveranstaltungen, Direktkontakt) kontinuierlich bekannt gegeben. Zudem werden im Zuge des Projekts gezielt Dialog-Plattformen gebildet, auf denen der Austausch mit den zentralen Akteuren und den Zielgruppen erfolgt und die Grundlagen für gemeinsame Handlungsstrategien und konkrete Präventionsmaßnahmen für die Praxis entwickelt werden. Vorgesehen ist die Durchführung von Informations- bzw. Sondierungstreffen mit den Vertreter*innen einzelner nationaler MMA-Verbände. Darauf aufbauend wird die Durchführung eines gemeinsamen Vernetzungstreffens mit den Vertreter*innen aller nationalen MMA-Verbände sowie der Sportdachverbände und der Sportpolitik angestrebt.

  • Aktivitäten extrem rechter Akteure im Kampfsport - z.B. Kämpfer Events und Labels - werden beobachtet und analysiert. Auf Basis dessen wird wiederkehrend jeweils zum Jahresende ein Monitoringbericht veröffentlicht und allen Interessierten zur Verfügung gestellt.

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